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Der Ursprung dieser ganz speziellen Art, Zwergbäume zu ziehen, liegt in China. Bei uns stehen viele Menschen dieser Praxis mit Skepsis gegenüber, weil sie ihnen grausam und naturwidrig erscheint – doch in der fernöstlichen Kultur ist Bonsai eine liebevoll gepflegte Kunst mit spirituellem Charakter.
Während die Bonsais zu Beginn ausschliesslich eine dekorative Funktion hatten und dem ästhetischen Genuss des Adels vorbehalten waren, wurde ihnen von den buddhistischen Mönchen nach und nach auch eine spirituelle Qualität zugeschrieben: Die Kontemplation von Bonsais diente der Meditation. Die Mönche sahen in ihnen ein Medium, das den Menschen mit der Natur verbindet, sowie ein Symbol für die Ewigkeit. Es erstaunt deshalb nicht, dass die ersten für Japan bezeugten Bonsais von buddhistischen Mönchen eingeführt wurden.
Die ältesten Zeugnisse für Bonsais in Japan gehen auf das Jahr 800 n. Chr. zurück. Die zunehmende Reisetätigkeit begünstigte die Verwurzelung dieser Kunst in den religiösen und adligen Kreisen Japans, die sie nach und nach verfeinerten und verbesserten mit dem Ziel, immer kleinere Bäume zu ziehen. In diesem Sinn ist es heute die japanische Form des Bonsai, die wir bei uns kennen. In Japan vollzog sich denn auch nach und nach eine «Demokratisierung» der Kunst des Bonsai. In der Folge dieser Entwicklung haben sich verschiedene Schulen gebildet, und die Bonsais haben immer komplexere Formen angenommen.
Anlässlich der dritten Weltausstellung in Paris 1878 gelangte der Bonsai nach Europa. Die Begeisterung über die kuriosen Zwergbäume blieb eher verhalten, denn die Europäer waren nicht in der Lage, ihre spirituelle Dimension zu erfassen. Seinen Siegeszug im Westen trat der Bonsai erst nach dem Zweiten Weltkrieg an, und zwar in der Folge eines Massenimports in Nordamerika. Paradoxerweise ist es demnach einer amerikanischen Mode zu verdanken, dass sich diese fernöstliche Kunst in Europa etabliert hat.
Im Westen setzte sich zumeist eine ihres symbolischen Werts beraubte Kunst des Bonsai durch, was den einzelnen Bonsai zu einem ganz gewöhnlichen Konsumgut machte. Die überwiegende Mehrheit der in unseren Breitengraden verkauften Bonsais ist daher zu einem raschen Tod verurteilt; zweifellos der Grund für die Ablehnung derjenigen, die sie als gemarterte Bäume der Wegwerf-Mentalität verurteilen.
Es darf jedoch nicht vergessen werden, dass traditionsgemäss ein Bonsai über mehrere Jahrhunderte von Generation zu Generation weitergegeben wird und dass nur eine extrem sorgfältige und sachgerechte Pflege eine solche Langlebigkeit des Baums gewährleistet. Was die Anschuldigung der Quälerei betrifft: Es sollte nicht ausser Acht gelassen werden, dass die Art, wie viele unserer Bäume im Garten behandelt werden, ebenfalls oft zu wünschen übrig lässt.
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