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Die Rückbesinnung auf natürliche Materialien macht auch vor dem eigenen Haus nicht halt: Naturbaustoffe liegen ebenso im Trend wie biologisches Essen oder erneuerbare Energien. Was man dazu wissen sollte.
(stö) Als Naturbaustoffe gelten laut Definition Materialien, die den Anforderungen der «Baubiologie» entsprechen. Das ist die Lehre der ganzheitlichen Beziehung zwischen dem Menschen und der von ihm bebauten Umwelt. Bei der Beurteilung der Umweltverträglichkeit ist der ganze Kreislauf eines Produkts zu berücksichtigen. Von der Herstellung über die Verwendung bis hin zur Entsorgung. Umweltbewusstes Bauen bezieht sich also nicht nur auf den ökologischen Einsatz von Energie und Ressourcen, sondern auch auf die Materialwahl.
Holz, Lehm und Stroh sind eine nachhaltige Alternative und werden seit Jahrtausenden auf der ganzen Welt verbaut. Diese natürlichen Baustoffe existieren sowohl für den Aussen- als auch den Innenbereich. Sie können von Boden über Wände bis zur Decke eingesetzt werden.
Als nachwachsender Rohstoff mit einer optimalen Ökobilanz ist Holz an sich bereits nachhaltig. Aber nicht jedes Holz verdient das Prädikat «nachhaltig», sondern nur wenn es aus ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammt. Die beiden internationalen Label «FSC » und «PEFC » gelten von den Anforderungen her als ebenbürtig und berücksichtigen die gesamte Beschaffungskette vom Forstbetrieb über den Transport bis zum fertigen Produkt. Jedoch werden keine Angaben zur geografischen Herkunft der betreffenden Hölzer gemacht. Das «Herkunftszeichen Schweizer Holz» weist den Schweizer Ursprung nach und wird vom Verband «Lignum » vergeben. Mit ihrem anerkannt weltweit höchsten ökologischen Niveau der Waldwirtschaft garantiert das Herkunftszeichen Schweizer Holz – zusammen mit der FSC- oder PEFC-Zertifizierung – ein in ökologischer Hinsicht wertvollstes Holz.
Mit Lehm wird seit Jahrtausenden und auf der ganzen Welt gebaut. So besteht die Chinesische Mauer im Kern zu einem grossen Teil aus Lehm. Auch in der Schweiz kommt der Baustoff schon lange zum Einsatz: Im Fachwerkbau (Riegelhaus) etwa wurde das Holzgerüst mit Lehm und einem Zuschlag wie zum Beispiel Holzgeflecht ausgefacht. Lokale Produkte aus Lehm und Kalk erfahren eine regelrechte Wiederauferstehung. So lassen sich aus Lehm beispielsweise Mauersteine, Mauermörtel, Grund-, Deck- und Streichputze herstellen. Nebst den positiven Auswirkungen auf das Raumklima wird vor allem dem Lehm die Eigenschaft zugeschrieben, den Einfluss von hochfrequenten Strahlen zu reduzieren. Kalk wiederum gilt als antibakteriell und gleichzeitig als äusserst taugliches Mittel gegen Schimmelbefall. Gerade in gut gedämmten Bauten wie etwa Minergiehäusern, wo Frischluft über eine Komfortlüftung zugeführt wird, seien Lehmmauern mit ihrer feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaft ideal. Und in Passivhäusern können sie gut als Wärmespeicher eingesetzt werden.
Bei einem Haus aus Stroh stehen drei verschiedene Konstruktionsweisen im Vordergrund. Die rohste und nachhaltigste Form der Verarbeitung sind Strohballen, die aufeinandergeschichtet die tragende und zugleich isolierende Mauer bilden. Direkt auf das Stroh – das von Gerste, Weizen, Hafer oder auch Reis stammen kann – wird ein Putz angebracht. Dieser soll vor Feuer, Schädlingsbefall und allfälligen Staubemissionen schützen.
Die grossen ökologischen Vorteile von Stroh sind die lokale Verfügbarkeit als landwirtschaftliches Nebenprodukt und der gegenüber anderen Baumaterialien sensationell tiefe Wert an grauer Energie. Bei Beton, Ziegel, Isolationsmaterial wie Stein- oder Glaswolle und selbst bei Holz ist dieser höher – teils um ein Vielfaches. Wer den Aspekt der grauen Energie beim Hausbau konsequent weiterverfolgt, verwendet als Putz gleich den Lehm von der Baustelle oder aus der Nähe. Einzig der Platzbedarf ist bei Strohballenhäusern etwas grösser als üblich: Mit 60 bis 130 cm Stärke sind die Wände ziemlich dick. Damit ermöglichen sie Isolationswerte, die locker für ein Passivhaus reichen.
Sowohl die Bauweise mit Strohfaserplatten als auch jene mit Strohballen kosten gemäss den Architekten nicht mehr als eine stärker verbreitete Bauart bei vergleichbar energieeffizienten Gebäuden – je nach Eigenleistungen vor allem bei Strohballenbau soll dieser sogar günstiger werden.
In der Schweiz besteht noch keine Zertifizierungsstelle für Naturbaustoffe. Schweizer Hersteller orientieren sich am «natureplus»-Label aus Deutschland. Mit der Schweizerischen Interessengemeinschaft Baubiologie/Bauökologie (SIB) existiert eine Fachstelle, die sich mit der nachhaltigen Wechselwirkung von Mensch und Bauwerk befasst. Auch der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein (SIA) hat mehrere Instrumente und Dokumentationen für Planende und Bauherrschaften herausgegeben, die sich um das ökologische Bauen drehen (insbesondere die Dokumentation SIA D 093 «Deklaration ökologischer Merkmale von Bauprodukten nach SIA 493»).
Die Vorteile von natürlichen Baustoffen haben ihren Preis. Wie bei vielen anderen Bio-Produkten sind auch biologische Baustoffe tendenziell teurer, was nicht zuletzt mit der kleineren Serienproduktion zusammenhängt. In die Kostenberechnung sollten jedoch auch «weiche Faktoren» wie Behaglichkeit, Gesundheit und Nachhaltigkeit miteinbezogen werden.
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