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Fällt viel Schnee, kann der durch das Gewicht des Schnees entstehende Schneedruck auf Dächern oder hangseitigen Gebäudeteilen zu Schäden an Dachkonstruktionen und Wänden oder gar Dachlawinen führen. Mit diesen Massnahmen schützen Sie sich wirksam gegen Schneedruckschäden.
(pg) In einem guten Winter liegt in den Bergregionen sehr viel Schnee. Aber auch im Flachland sind je nach Wetterlage grosse Schneemengen möglich. Schneit es 24 Stunden lang kräftig durch, kann auch in tiefen Lagen bis zu einem halben Meter liegen, und nicht nur den Verkehr stark behindern, sondern auch Gebäudedächer akut in ihrer Tragfähigkeit bedrohen.
Fällt Schnee in grosser Menge oder wird er durch Windverfrachtungen an einem Ort aufgetürmt, kann der durch das Gewicht des Schnees entstehende Schneedruck auf Dächern oder hangseitigen Gebäudeteilen zu einer Gefahr für Menschen, Gebäude und Sachwerte werden. Das Gewicht der Schneemassen unterscheidet sich dabei stark durch die Beschaffenheit der weissen Pracht. Während trockener, lockerer Neuschnee pro Kubikmeter 30 bis 50 kg schwer ist, wiegt feuchtnasser Altschnee bis zu zehn Mal so viel und erzeugt einen enormen Druck.
Dabei können Dachkonstruktionen eingedrückt werden und das Dach kann sich verformen. Der Schneedruck kann aber auch zu einem Riss in der Wand oder gar zur Verschiebung oder Schrägstellung des Gebäudes führen. Schäden können auch verspätet auftreten, zum Beispiel wenn es einige Tage nach intensiven Schneefällen in die Schneedecke hineinregnet.
Im Zentrum der Sicherung eines Gebäudes durch Schneedruck steht die korrekte Bemessung der Dachkonstruktion und des Tragwerks gemäss der SIA-Norm 261. Dort werden Schneelasten als "ortsfeste veränderliche Einwirkungen" behandelt. In der Norm wird der charakteristische Wert der Schneelast auf ungestörtem horizontalem Gelände ausgeschieden und dann mit Dachformbeiwerten, Windexpositionsbeiwerten und thermischen Beiwerten modifiziert. Bei einem Neubau kann ausserdem bereits vor Baubeginn unter Berücksichtigung der örtlichen Windverhältnisse und der Windexposition auf einen vorteilhaften Standort geachtet werden.
Bereits erstellte, zu schwach dimensionierte Bauteile wie Vordächer oder Wintergärten müssen verstärkt werden, auch wenn dies meist mit beträchtlichen Investitionen verbunden ist. Im Zweifelsfalle sollten Dächer, Terrassen, Pergolen etc. von den Schneelasten befreit werden. Dies gilt auch für Photovoltaikanlagen, wenn die Gefahr besteht, dass die Unterkonstruktionen der Module sich verformen und das Dach beschädigt werden könnte. Aber Achtung: Arbeitende Personen müssen abgesichert sein, die Räumung sollte abschnittsweise und von verschiedenen Seiten erfolgen, um Stabilitätsprobleme durch eine einseitige Belastung zu vermeiden. Zur Sicherheit ist bei diesen Arbeiten ein Fachmann zu Rate zu ziehen.
Gewissheit über die tatsächliche Belastung schafft eine Schneelastmessung. Gerade grosse Flachdächer sollten mit einer neuen Sicherheitstechnik ausgestattet werden, bei der Drucksensoren oder eine Schneewaage Alarm auslösen, wenn der Schneedruck zu gross wird.
Die Entfernung der Schneemengen nimmt nicht nur den Druck vom Dach, sondern verhindert auch Dachlawinen, die zur Gefahr für Fussgänger oder Fahrzeuge werden können. Das Anbringen von Schneefängern verhindert das unkontrollierte Abrutschen des Schnees ebenfalls. Dabei kann es sich um Schneestopphaken oder um Schneerückhaltesysteme wie Schneefanggitter und Schneefangrohre handeln. Die entsprechenden Systeme lässt man am besten beim Decken des Dachs montieren, aber auch eine Nachrüstung ist jederzeit möglich. Bei fehlenden Schneefängern können Hauseigentümer haftbar gemacht werden, falls eine Person durch eine Dachlawine verletzt oder ein Fahrzeug beschädigt wird.
Die Norm SIA 261 befasst sich auch mit dem Schneedruck an Hängen, der für hangseitige Wände zu einem Problem werden kann. Schneedruck entsteht durch das langsame, anhaltende Gleiten und Kriechen der Schneedecke an Hängen. Bereits ab einer minimalen Hangneigung von 15° kann Schneegleiten einsetzen. Wesentliche Einflussfaktoren sind die Höhe und Dichte der Schneedecke, die Neigung und die Exposition des Hangs sowie die Bodenbedeckung. Mit konzeptionellen und verstärkenden Massnahmen lässt sich die Gefährdung von Personen und Sachwerten erheblich reduzieren, beispielsweise indem das Gebäude optimal geschützt in das Gelände eingepasst wird oder durch die Wahl einer geeigneten Gebäudeform und -ausrichtung. Zusätzlicher Schutz wird mit ausreichend dimensionierten und dem Gebäude vorgelagerten Schutzmassnahmen, wie Auffang- oder Ablenkmauern beziehungsweise -dämmen und Spaltkeilen erzielt.
Gebäudeschäden durch Schneedruck sind als Folge eines Elementarereignisses versichert, also wenn innert kürzester Zeit sehr grosse Mengen Neuschnee fallen. Hätte der Schaden aber durch rechtzeitige, zumutbare Massnahmen verhindert werden können, oder ist der Schaden auf Konstruktionsfehler, Unterhaltsmängel oder eine nicht SIA-konforme Bauweise zurückzuführen, sind die Schäden nicht gedeckt.
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