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Was sich in China und Japan seit langem bewährt, fristet bei uns immer noch ein Nischendasein. Zu Unrecht: Möbel und Leuchten aus Karton und Papier sind alles andere als von Pappe.
(mei) Die Chinesen haben's erfunden, das Papier, und zwar ungefähr 100 Jahre nach Christi Geburt. Bis dieses Material den Weg nach Europa fand, dauerte es um die 1000 Jahre. Auch Leuchten aus diesem Werkstoff gelangten von Asien her zu uns – wenn auch manchmal bloss indirekt: Der wohl immer noch bekannteste Schöpfer von Papierlampenschirmen ist der in Amerika geborene und aufgewachsene Bildhauer und Designer Isamu Noguchi, der seinem japanischen Erbe in den frühen 1950-er Jahren mit den «Akari Light Sculptures» Tribut zollte.
Seit der Lancierung von Isamu Noguchis Kreationen ist viel Zeit vergangen: Längst schaffen auch europäische Designer Leuchten aus Papier. Wie breit die Palette dabei ist, zeigen zwei Beispiele aus dem neuen Jahrtausend: Die französische Designerin Céline Wright orientiert sich stark an der japanischen Tradition und verwendet für ihre Leuchten, so auch für «Kazé», ebenfalls Shoji-Papier. Dessen Seiten, in Gelb und Weiss erhältlich, sind so dünn, dass sie beim geringsten Luftzug leise schwingen.
Benutzt man mehrlagiges Altpapier – oder Zellstoff oder Holzschliff – entstehen Möbel aus Karton. Einer, der vorgemacht hat, wie's geht, ist Frank Gehry, der für seine 1969-1973 entstandene Möbelserie «Easy Edges» Wellkarton verwendet hat. Zur Serie zählt auch der Hocker «Wiggle», der entfernt an einen traditionellen afrikanischen Hocker erinnert – und sehr robust und stabil ist.
Das Schweizer Unternehmen kartondesign.ch vertreibt Möbel, die aus FSC-zertifiziertem Karton bzw. aus recyceltem Papier hergestellt wurden. Damit lassen sich mit diesen Möbeln viel Energie und Rohstoff sparen. Das Sortiment reicht vom einfachen Regalsystem über Trennwandsysteme bis hin zu Bürotischen, Sofas, Sesseln, Betten und Leuchten.
Mit des Kartons dickerer Schwester früh experimentiert hat Hans-Peter Stange. Bereits während seines Design-Studiums hat er einen Falthocker aus Wellpappe geschaffen, einem Material, das im Amerika des 19. Jahrhunderts erstmals produziert wurde. Nach einem Praktikum in der Wellpappe-Industrie gründete Stange das Unternehmen Stange Design , das er zusammen mit seiner Frau Mechthild Kotzurek-Stange gemeinsam führt. Immer noch dabei ist der Hocker, den die beiden als «ihr bestes Stück» bezeichnen. Einsam ist er nicht: Eine wahre Myriade von Produkten leistet ihm mittlerweile Gesellschaft, darunter Tische, Regale und sogar ein Bett.
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