Haustypen

Haus aus Holz oder Beton bauen?

Die Hülle trägt ein Eigenheim nicht allein. Zur Tragstruktur gehört auch ein Innenskelett, das die Kräfte mit schweren oder leichten Baustoffen auffangen kann. Bauherrschaften ziehen immer häufiger den Holzbau einem mineralischen Massivbau vor.

Massivbau aus Backstein erscheint stabiler als mancher Holzbau
Es gibt keine Faustregel, wo im Wohnbaubereich eher Holzbau oder Massivbau angezeigt ist.

Was das Skelett beim Menschen ist, ist das Tragwerk von Wohnhäusern. Der unverkleidete Rohbau zeigt die dafür erforderlichen Bauteile und Elemente noch am besten: Aussen- und Innenwände, Zwischendecken und Stützen tragen gemeinsam das Eigengewicht und führen sämtliche Lasten in den Boden ab. Ein Konstruktionssystem muss inklusive Dach deshalb robust und dauerhaft funktionieren. Während eine Fassade oder die Haustechnik nach etwa 20 Jahren zu erneuern ist, soll die Gebäudestruktur eine Lebensdauer von etwa 50 Jahren erfüllen.

Wie unterschiedlich sind die Baustoffe?

Bauherrschaften haben beim Tragwerkstyp zwar die Wahl; doch in den meisten Fällen entscheiden sie sich konservativ: Neun von zehn Einfamilienhäusern werden massiv, mit Beton respektive Backstein erstellt. Der Anteil von Holzhäusern beträgt rund 10 Prozent, Tendenz aber steigend. Der natürliche Baustoff geniesst einen guten Ruf als vielseitiger, umweltfreundlicher und klimaneutraler Werkstoff; zudem kann beim Bezug auf die heimische Produktion geachtet werden. An sich lassen sich die beiden Baustoffe Holz und Beton an ein- und demselben Haus sogar sinnvoll miteinander kombinieren.

Holzbau und Massivbau kombinieren

Ein Hybridbau verbindet die Holzbauweise mit der Massivbauweise folgendermassen: Oft werden der unterirdische Sockel, das Treppenhaus und die Zwischendecke eines Gebäudes aus Beton konstruiert, was als Anker für die Tragstruktur dient. Weitere Vorteile daraus sind: Die Böden bieten einen optimalen internen Schallschutz und speichern selbst viel Wärme, was das Überhitzungsrisiko im Sommer für den Holzbau mindert. Die Aussenhülle und das Dach sind dagegen aus dem leichten Baustoff konstruiert. Die Wände sind in der Regel dünner als mit Backstein oder Beton, weil die Dämmschicht im Hohlraum eines Holzsystemelements Platz finden kann. Bei massiven Wänden werden die Dämmstoffe aussen angebracht. Bei Minergiebauten aus Holz profitieren die Eigentümern deshalb von dünneren Wänden, was gleichbedeutend mit einer im Vergleich zum Massivbau grösseren Wohnfläche ist. Ein weiterer Vorzug der Holzsystembauweise ist die effiziente Fertigung. Die Wand- und Dachelemente können in einem Zimmereiwerk vorfabriziert und danach in kurzer Zeit auf der Baustelle montiert werden.

Massivbau: tragfähig und belastbar

Das Gebäudeskelett bestimmt, wie flexibel sich der Wohnraum dereinst verändern lässt. Eine vollständig tragende Aussenhülle erlaubt ein problemloses Entfernen oder Verschieben von Innenwänden. Betondecken erlauben dank ihrer hohen Tragfähigkeit dabei grössere Spannweiten als eine Holzdecke. Die Massivbauweise zeichnet sich zusätzlich durch einen besseren Schallschutz und hohe Wärmespeicherfähigkeit aus. Dazu kommt: Beton- oder Backsteinhäuser sind per se widerstandsfähiger gegen Feuer als moderne Holzkonstruktionen, wobei dieselben Brandschutzvorschriften für alle Konstruktionstypen gelten.

Allerdings können Ein- und Mehrfamilienhäuser aus Holz die Sicherheitsanforderungen problemlos erfüllen: Der Feuerwiderstand einer Holzdecke lässt sich etwa mit Mineralwolle im Hohlraum und schwer brennbaren Deckenplatten verbessern. 

Welche Decke schützt besser vor Schall?

Ältere Wohnhäuser weisen häufig eine Holzdecke zum Obergeschoss und zum Estrich auf. Ihr Nachteil ist ein ungenügender interner Schallschutz und ein Nachrüsten mit einer Trittschalisolation ist nur möglich, wenn ausreichend Hohlraum vorhanden ist. Bei Neubauten ist die schalldämmende Decke dagegen Standard; sie lässt sich sowohl mit Beton oder als auch mit einer mehrschichtigen Holzkonstruktion problemlos bewerkstelligen. Eine Betondecke bringt viel Masse, was das Übertragen von Schallwellen dämpft. Eine leichte Holzdecke kann derweil mit mineralischem Schüttgut akustisch verbessert werden. Zudem können die einzelnen Aufbauten elastisch voneinander getrennt werden. Eine vor Trittschall isolierte Holzdecke ist deshalb etwa 45 cm hoch; die vergleichbare Betondecke nur 30 cm.

Kostenvergleich zwischen den Bauweisen

Im Vergleich zum Holzsystembau ist die graue Energie eines Massivbaus höher, weil die Herstellung von mineralischen Baustoffen viel mehr fossile Brennstoffe konsumiert. Die Verwendung von Holz wird in einer Ökobilanz dagegen als CO2-neutral erfasst. Ein Recycling von mineralischen Baustoffen ist möglich; das Baumaterial Holz wird nach einem Gebäudeabbruch bisher meistens thermisch verwertet.

Bei den Kosten ist sich die Fachwelt einig: In der Theorie lassen sich zwei identische Häuser, einmal massiv und einmal aus Holz gebaut, durchaus miteinander vergleichen. Da Material und Arbeit für die Tragkonstruktion eines Gebäudes nur rund 30 % des Gesamtaufwands betragen, wirkt sich eine unterschiedliche Baustoffwahl aber nur wenig aus. Die Preisdifferenz dürfte unter 10 % zu Gunsten des Massivbaus liegen. Allerdings lassen sich Holz- und Massivbauten sowohl im Luxus- als auch im Budgetsegment realisieren.

Wo sich der Beizug von Fachleuten lohnt

Das Normenwerk regelt die Details bei der Gebäudestatik; der Beizug eines Fachingenieurs ist nicht nur ratsam, sondern sogar zwingend. Die Dimensionierung und die Spannweiten strapazieren das Struktursystem bei Einfamilienhäusern kaum. Höhere Ansprüche sind jedoch bei auskragenden Fassaden, Erkern oder hervorspringenden Balkonen zu berücksichtigen. Dachaufbauten wie Solaranlagen oder eine Begrünung können die Anforderungen an das Tragwerksystem ebenfalls erhöhen.

Umbauten, Wanddurchbrüche und Aufstockungen sind Spezialfälle, bei denen die bestehende Tragstruktur im Voraus zu analysieren ist, und nur mit Hilfe einer Fachperson durchzuführen ist.

Ein weiteres Kriterium für das nachhaltige Bauen ist zudem: Tragende Elemente wie die Zwischendecken sind frei von technischen Installationen und Leitungen zu halten. So kommen sich der jeweilige Unterhalt angesichts unterschiedlicher Funktionszeiten nicht in die Quere.

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