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Wärme- oder Kältebrücken eliminieren

Auch gut gedämmte Häuser können undichte Stellen aufweisen. Bei der Planung ist ebenso wie bei der Nutzung auf allfällige Wärme- oder Kältebrücken zu achten.

 Gut gedämmte Häuser sparen Wärmekosten
Gebäudeecken, Erker und hervorstehende Balkone können hohe Wärmeverluste verursachen.

«Je besser ein Haus gedämmt ist, umso stärker richtet sich das Augenmerk auf die Wärmebrücken», sagt Stephan Huber, Mitglied der Geschäftsleitung von Wichser Akustik + Bauphysik AG, Zürich. Denn Wärmebrücken sind Lecks in der Gebäudehülle, durch welche «bis zu einem Drittel der Raumwärme verloren gehen kann», so der ausgebildete Architekt FH. Trotzdem sind die undichten Stellen klein und unsichtbar: Als Wärmebrücken werden Stellen bezeichnet, bei denen ein Bauelement ungedämmt bis an die Fassade heraustreten kann. Insbesondere durchlaufende Balkonplatten, Fensterleibungen, Rollladen- und Lamellenstorenkasten sowie anderweitige, hervorstehende Bauteile ermöglichen einen unkontrollierten und ungehinderten Wärmeübergang von innen nach aussen. Im Laienjargon werden sie oft «Kältebrücken» genannt, weil diese Stellen in der Gebäudehülle schnell auskühlen. Bauphysikalisch entweicht die Wärme allerdings in ein kaltes Milieu.

Derart heikle Lecks erhöhen nicht nur die Wärmeverluste sondern können auch Feuchteschäden an der Innenwand verursachen: Bei tiefen Aussentemperaturen sinkt im Bereich von Wärmebrücken die inwendige Temperatur, was zu Kondenswasser und Schimmelpilzwachstum an der Raumoberfläche führt. «Besonders wichtig ist daher, den Benutzer auf solche Schwachstellen aufmerksam zu machen», erklärt Energiefachmann Huber. Zwar würde das nachträgliche Dämmen der Aussenwände Gelegenheit bieten, Wärmebrücken zu beseitigen. Doch wo dies nicht geht, hilft sachgerechtes Lüften weiter. «Ausreichender Luftaustausch kann vor Pilzbildung schützen», so Huber. Doch gelte auch hier aufzupassen: Ein nachträglicher Einbau von Lüftungsanlagen kann unter Umständen selbst zu Wärmebrücken führen.

Storen und Fenster

Ebenso oft wird übersehen, dass die Kästen über dem Fenster für Rollladen oder Lamellen eine ungewollte Wärmebrücke bilden. Das Dämmen des Zwischenraums ist daher Pflicht. Ebenso ist der Durchgang für die Kurbel ausreichend zu stopfen. Weil für elektrisch steuerbare Fenster- und Balkonstoren keine Mauer durchbohrt werden muss, bieten sie eine thermisch bessere Alternative.

Ein weiterer Spezialfall sind Fensterleibungen: «Vor allem bei Sanierungen geht die Dämmung zwischen Rahmen und Wand vergessen», hat Stephan Huber erkannt. Sein Rat: Obwohl die Fensteröffnung dadurch kleiner wird, soll der Ersatz mit der Aussendämmung kombiniert werden. Alternativ dazu ist ein neues Fenster nach aussen zu versetzen. Dadurch wird es in der Dämmebene montiert und die freien Simse ragen in den beheizten Innenraum.

Geometrische Wärmebrücken

Gebäudeecken, Erker und hervorstehende Balkone können ebenfalls hohe Wärmeverluste verursachen, weil sie ähnlich wie Kühlrippen wirken. Sie sind bei der Gebäudeerneuerung vollständig mit Dämmmaterial einzupacken oder zu entfernen. Balkone, deren ursprünglicher Zustand belassen werden soll, können allenfalls eingehaust werden. Eine beliebte Variante, die thermische Qualität der Gebäudehülle zu verbessern, ist zudem: Den Balkon bündig absägen und durch eine frei stehende Stahl- oder Holzkonstruktion ersetzen. «Die neuen Balkone haben nur noch punktuellen Kontakt zur Fassade, weshalb diese Wärmebrücken vernachlässigbar sind», führt Huber aus. Allerdings eine solche Lösungsvariante baurechtlich zu überprüfen, weil allenfalls die Ausnützung des Grundstücks verändert wird.

Dämmung der Fassade

Beim nachträglichen Dämmen einer Fassade ist ebenfalls auf mögliche Schwachstellen zu achten: So bildet der Boden zwischen Keller- und Erdgeschoss oft eine Wärmebrücke, weil die Dämmung nur bis zur Erdoberkante reicht und das darunterliegende Erdreich kühlende Effekte ausüben kann. Verhindert wird dies, wenn die äussere Dämmschicht auch den oberen Teil der Kellerwand abdeckt.

Auch bei der Montage von hinterlüfteten Fassaden werden möglicherweise Wärmebrücken geschaffen. Sie entstehen aber nur, wenn die Unterkonstruktion thermisch nicht vom Mauerwerk getrennt wird. Abhilfe schaffen können Kunststoffelemente zwischen der rohen Aussenwand und der Hängekonstruktion. Dadurch wird ein unsichtbarer Energiefluss gestoppt: Allzu viele der kleinen Wärmebrücken können die Dämmfähigkeit einer vorgehängten Aussenwand nämlich bis zur Hälfte reduzieren.

Potenzielle Wärmebrücken

  • Dachaufbauten
  • Kasten für Rollladen und Lamellenstoren
  • Fensterleibungen
  • Dachfenster
  • Traufe
  • Balkon und Balkonplatte
  • Boden zwischen Keller- und Erdgeschoss
  • Artikel von:
  • hausinfo
  • Bildmaterial:
  • istockphoto