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Holz in Kombination mit anderen Materialien, technologische Unterstützung beim Kochen und Haushalten, mehr Stauraum und mehr Wertigkeit: Das sind die Merkmale der Küchen 2022.
(mei) Die Pandemiejahr 2020 und 2021 haben einen eigentlichen Gesundheitsschub ausgelöst. Dies hat Auswirkungen auf die Küchenplanung: Die Küche wird im privaten Daheim wichtiger. Sie ist vom Ort, an dem man schnell etwas kocht, zu einem «Me Place» geworden. In der Küche tut man sich etwas Gutes. Aus hochwertigen Nahrungsmitteln entsteht eine gesunde Ernährung. Aus einer Gruppe von Familienmitgliedern oder Freunden ein geselliges Zusammensein. Dafür braucht es ein ansprechendes Ambiente, in dem sich alle wohlfühlen. Mit der grösseren Aufmerksamkeit erhält die Küche mehr Budget: Bei den Materialien und den Funktionalitäten darf es auch mal etwas Teureres sein. In der Ausgabe 2022 des «Home Reports» des deutschen Zukunftsinstituts bezeichnet die Wohnexpertin und Autorin Oona Horx-Strathern diesen Trend als «Conscious Kitchen».
Holz bleibt in der Küche ein gern gesehenes Material. Einerseits wegen seiner Natürlichkeit und Klimafreundlichkeit. Andererseits haben sich die gestalterischen Möglichkeiten seit Zeiten der rustikalen Holzküchen enorm gewandelt. Das zum Beispiel gebürstete, geriffelte oder vertikal strukturierte Holz heutiger Küchenfronten erinnert in seiner Dreidimensionalität und seiner Ästhetik eher an Parkettböden als an die einstigen Landhausküchen mit ihren grossen Knäufen. Zu dieser neuen Eleganz tragen auch die Materialmixe der modernen Küchen bei: Holz wird mit Marmor oder Lavagestein, Glas, Edelstahl und Beton kombiniert.
«Erlaubt ist, was gefällt», hat Goethe einst geschrieben. Diese vielzitierte Zeile bringt auch die Farbenlust der Gegenwart auf den Punkt. Denn bei Küchen liegen eine ganze Vielzahl von Farben im Trend: Die dunklen Fronten sind weiterhin en vogue. Gedämpfte Grüntöne wie Salbei bleiben ebenfalls. Neu kommen auch mittelblaue Varianten hinzu. Zudem sind rötliche, ebenfalls gedämpfte Erdtöne wie Ocker im Kommen. Weiss ist aber nicht einfach mehr die Farbe der Mutlosen. Die Farbe steht für Gesundheit, Hygiene und Virenfreiheit und feiert ein Comeback. So werden Küchen zumindest punktuell farbiger, ohne aber eine in vielen Fällen naturnahe Optik zu verlieren oder gar knallig zu wirken.
Lebensmittelvorräte finden in den heutigen Küchen mehr Platz als auch schon. Denn der Stauraum nimmt zu. Möglich machen dies nicht nur die bereits bekannten dreh- und ausziehbaren Elemente insbesondere in Eckschränken. Vielmehr sorgen so genannte Pocketschränke – Schränke im Kleinformat – mit ausziehbaren Tablaren und Schiebetüren für praktischen Stauraum auch bei engen Platzverhältnissen. Selbst die Küchenrückwand wird wieder als «Stauraum» eingesetzt. Nur hängen dort jetzt nicht mehr bloss Kochwerkzeuge, sondern auch Weingläser oder Pfeffermühlen. Erhältlich sind sogar Küchenrückwände, die Schienen mit Strom für LED-Licht und Ladestationen für Mobiltelefone führen. Ist die Küche trotz allem zu klein, ist sie direkt mit einer Vorratskammer verbunden. Auch sie ist 2022 gefragt wie schon lange nicht mehr.
Als der Digitalisierungsschub durch unsere Hoffices wehte, frischte er auch die Küchen auf. Digitale Funktionen in Kücheneinbaugeräten backen fast von alleine Brot, steamen Gemüse und machen den Gratin knusprig. Zur Kochunterstützung gehören umfangreiche, in den Geräten gespeicherte Rezeptdatenbanken, die sich einfach aufrufen lassen. Mit veganen oder zumindest vegetarischen Menüs tragen sie dem Umstand Rechnung, dass sich immer mehr Menschen pflanzenbasiert ernähren. Kühlschränke wissen schon länger um den Wert gesunder Ernährung und leisten ihren Beitrag gegen Food Waste: Mit speziellen Fächern mit optimaler Luftfeuchtigkeit und Temperatur machen sie Lebensmittel länger haltbar. Smarte Unterstützung gibt es auch vom Geschirrspüler, der das Spülmittel eigenhändig dosiert und Energie und Wasser spart. Zudem wird die Küche immer leiser, insbesondere die Dampfabzüge übertönen nicht mehr jede Konversation. «Conscious Kitchen» eben.
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