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Ein Stück Autarkie im 21. Jahrhundert: Der Bauherr Ueli Flury hat sich im solothurnischen Deitingen ein Lehmhaus mit Plumpsklo und Stückholzkochherd gebaut, das Ressourcenschonung vom Bau bis zum Betrieb neu definiert.
Natur pur hiess die Devise bei den Konstruktionsmaterialien Stein, Holz, Lehm und Stroh, die für das Haus ausgesucht wurden. Für den Keller kam Recycling-Naturstein zum Einsatz: Grosse Quader aus alten Eisenbahnbrücken aus dem Raum Solothurn sowie ausgediente Grabsteine. «Um niemanden vor den Kopf zu stossen, haben wir die Grabsteine so angeordnet, dass die Inschriften nach unten zeigen», sagt Flury, der als Landschaftsgärtner schon lange Grabsteine für Trockenmauern und Gartentreppen verwendet. Im Gegensatz zum Keller ist der Mauersockel aus Granit aus dem Bündner Calancatal gefertigt.
Auch das Fichtenholz, das für die Konstruktion, im Innenbereich für Decke und Boden sowie für die Dachunterseite verwendet wurde, stammt aus der unmittelbaren Umgebung von Deitingen. Beim Lärchenholz für die Dachstirnseite sowie für die Fensterrahmen handelt es sich um Holz aus der Schweiz. Speziell ist, dass mit Ausnahme des zweimal geölten Bodens alles Holz unbehandelt ist. Zum Schutz der Fassade ist das Dach durchgängig vorgelagert. Ausserdem wurde das Fichtenholz nach dem Mondkalender geschlagen. «An bestimmten Daten weist das Holz einen besonders geringen Anteil Feuchtigkeit und Eiweiss auf, was es weniger anfällig für Schädlinge und Spaltenbildung macht», weiss Flury.
Der autarke Wasserkreislauf beginnt beim Brunnenwasser, welches das Nachbarhaus versorgt, einer Gärtnerei im Eigentum Flurys. Von dort wird es mittels Leitung bis zum neuen Daheim des Bauherrn gezogen, wo es in einem Tank lagert. Eine Druckerhöhungsanlage im Keller sorgt für ausreichenden Druck. Sämtliches Abwasser gelangt in einen Absetzschacht, in dem sich die groben Stoffe am Boden niederlassen. Das nun relativ saubere Wasser fliesst via Überlauf in einen Pumpschacht, wo es einen Schilfgürtel vor dem Haus beschickt und im Sand versickert. Die noch im Wasser verbliebenen Stoffe werden dort mineralisiert und dienen dem Schilf als Dünger. Das versickerte, nun saubere Wasser hingegen läuft weiter in einen Wasserspeicher und von dort zur Gärtnerei, wo es zum Giessen der Pflanzen verwendet wird. Dank dieses ausgeklügelten Kreislaufs ist es möglich, dass Flury trotz des Gebäudestandorts in einem Grundwasserschutzgebiet auf einen Kanalisationsanschluss verzichten durfte.
Trotz des einfachen Innenausbaus war der Bau insgesamt nicht günstig. Er kostete eine Million Franken, wobei 10 % allein für die Photovoltaikanlage zu Buche schlugen, die mit 27'000 Franken vom Bund subventioniert wurde. Den Mehraufwand für ein möglichst hohes Mass an Autarkie berechnet Flury auf ca. 20 % im Vergleich zu einem konventionellen Gebäude. «Das Gefühl, eine Pionierleistung vollbracht zu haben, ist dies mehr als wert», sagt der Bauherr.
Der benötigte Strom wird von der 80 m² umfassenden Photovoltaikanlage auf dem Dach der Gärtnerei produziert. Der Überschuss an Strom ist beachtlich: Nur etwa die Hälfte der Leistung, die ins Netz eingespiesen wird, muss wieder bezogen werden. Mit ein Grund für den geringen Stromverbrauch sind die Haushaltsgeräte, die alle der Energieklasse A entsprechen und mit der Waschmaschine ca. 10'000 Franken gekostet haben. Kostenmässig geht die Rechnung allerdings nicht auf: Während Flury seinen Strom für 13 Rappen pro Kilowattstunde einspeist, muss er für den Solarstrom, den er bezieht, 80 Rappen pro Kilowattstunde bezahlen. Geheizt und gekocht wird mit dem mit Stückholz betriebenen Zentralheizungsherd für 13'000 Franken, wobei für das morgendliche Spiegelei auch der Campingkocher zum Einsatz kommt.
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